Neue Technologien ergeben neue Möglichkeiten der Teilhabe
Neue Technologien können dabei helfen, die Teilhabe von Menschen mit Behinderungen am gesellschaftlichen Leben wieder zu ermöglichen. In meinem Fall sind es neuerdings auch Hilfsmittel aus dem 3D-Druckverfahren, die mit einem computerunterstützten Zeichnungsprogramm (CAD) erstellt wurden. Ein Beispiel hierfür sind Bauteile für mein Fahrrad bzw. Pedelec, die ich Ihnen im Folgenden vorstellen möchte.
Zahnkranz für Bedienung einer Shimano Nexus 8-Gangschaltung
Im Folgenden sehen Sie ein Bauteil aus dem 3D-Drucker, welches mir ermöglicht, eine Shimano Nexus 8-Gangschaltung zu bedienen. Auch ohne Hände bzw. ohne Greiffunktion kann ich mit diesem Hilfsmittel den Hebel einer Nabengangschaltung komfortabel bedienen. Insbesondere beim Anfahren ist es für mich wichtig, in kleinere Gänge wechseln zu können. Auf den folgenden Fotos sehen Sie die entsprechenden Modifikationen sowie meine Erklärungen dazu.
Auf den Fotos 1 und 2 sehen Sie einen Zahnkranz, der passend auf eine Nexus 8-Gangschaltung aufgesteckt bzw. arretiert wurde. Zuvor musste aber das Handgummi vom Griff der Schaltung entfernt werden, um an die eigentliche Schaltmimik heranzukommen (siehe Foto 3).
Vom Zahnkranz können theoretisch verschiedene Modelle angefertigt werden, um auf die unterschiedlichsten Bedürfnisse von Menschen mit Beeinträchtigungen einzugehen. Auf den Fotos 4 und 5 sehen sie zum Beispiel ein anderes Zahnkranzmodell mit weniger Zähnen. Auf dem Foto 5 können Sie zusätzlich erkennen, wie exakt der 3d-Drucker die innere Mimik des neuen Bedienungselements anfertigt bzw. drucken kann. Auf dem Foto 6 sehen Sie eine angepasste Hilfskonstruktion, um den Zahnkranz herstellen können.
Feststellbremse für eine hydraulische Handbremse der Firma MAGURA
Damit mein Fahrrad bei Nichtbenutzung bzw. beim kurzen Abstellen nicht wegrollen kann, war eine weitere Lösung notwendig. Ich suchte nach einer Möglichkeit, wie man das vorhandene hydraulische Bremssystems des Fahrrad dafür nutzen kann. Auch hierfür gab eine Lösung aus dem 3D-Drucker.
Auf dem folgenden Video sehen Sie die Funktionsweise einer Vorrichtung, mit der man die Bremse arretieren bzw. feststellen kann.
In diesem Bauteil sind Kassetten eingelassen, die eine Arretierung der Bremse in unterschiedlichen Positionen erlauben. Diese Konstruktion ist deshalb so wichtig, da der Druckpunkt der Bremse sich im Laufe der Zeit verändern kann (zum Beispiel durch Verschleiß der Bremsklötze).
Diese Hilfsmittel für mein Pedelec aus dem 3D-Drucker zeigen sehr gut, welches Potential diese Technik auch für Menschen mit Behinderungen haben kann. Kleine Ideen können so schnell in Produkte und Hilfsmittel verwandelt werden, welche den Lebensalltag erleichtern. Sehr häufig sind es nämlich genau diese Kleinigkeiten, welche eine große Auswirkungen für eine aktivere Lebensgestaltung haben können.
Einsatz in vielen weiteren Lebensbereichen von Menschen mit Behinderungen
Der Einsatz dieser Technik dürfte daher in vielen Lebensbereichen von Menschen mit Behinderungen Erleichterungen bringen und neue Perspektiven ermöglichen. Sie helfen bei der Lösung von Problemstellungen mit dem Ziel, wieder mehr Lebensqualität zu erreichen. So könnte zum Beispiel diese Technik weiter im orthopädischen Bereich zur Anfertigung von Hilfsmitteln eingesetzt werden. Produkte könnten hier mit einer höheren Qualität und Passgenauigkeit angefertigt werden. Langfristig sind hier auch Zeit- und Kostenvorteile zu erwarten, da die mit einem CAD-Programm gezeichneten Werkstücke schnell modifiziert oder auch kopiert werden können. Zudem ist es möglich, noch besser auf die individuellen Bedürfnisse der Patienten und Patientinnen einzugehen. Eine weitere Anwendung dieser Technologie ist auch im Umbau von behinderungsgerechten Fahrzeugen jeglicher Art denkbar. Denn die mobile Teilhabe für Menschen mit Behinderungen ist ein grundlegender Schlüssel dafür, um wesentliche alltägliche Dinge wie zum Beispiel Einkäufe oder Arztbesuche auch noch mit einem Handicap erledigen zu können. Übrigens wird Menschen mit Behinderungen die mobile Teilhabe in der UN-Behindertenrechtskonvention gesetzlich zugesichert.
Bildung, Schule und Projekte
Wie mein Beispiel zeigt, können Produkte aus dem 3D-Druckverfahren durchaus dazu beitragen, das Leben von Menschen mit Behinderungen zu erleichtern. Sie können zu mehr Teilhabe und mehr Lebensqualität dieser Personengruppe beitragen. Voraussetzung für diese Technologie ist jedoch der Umgang mit der CAD-Technik. Zudem braucht es kreative und engagierte Menschen, um neue Produkte für Menschen mit Behinderungen zu designen bzw. zu entwickeln. Daher wäre mein Wunsch, auch in Schulen den Schülerinnen und Schülern diese neue Technik näher zu bringen. Denn Schülerinnen und Schüler müssen merken, das die in der Schule vermittelten Lerninhalte auch einen konkreten Lebensbezug haben können. Hierdurch entsteht eine Lernmotivation und fördert auch die Bereitschaft, eigene Lösungsstrategie für vorhandene Problemstellungen zu entwickeln.
Zudem sollten Universitäten und Unternehmen (z. B. Konzerne, Sanitätshäuser, etc.) sich dieses Themas annehmen, um weiter auf diesem Gebiet zu forschen. Auch die Auslobung von staatlichen Förderpreisen könnte hilfreich sein, um mehr Dynamik und Innovationen auf diesem Themengebiet zu erhalten.